Keine Abschaffung von Third-Party-Cookies bei Google

Third-Party-Cookies im Google Chrome sind immer noch nicht abgeschafft. Was einige Browser schon lange implementiert haben, vermeidet Google weiter. Warum das so ist und welche Alternativen zum Tracking mit Cookies es bereits gibt? Hier erfährst du mehr über die aktuellen Entwicklungen und die mögliche Zukunft der Online-Werbung.

Geschrieben von

Anja + ChatGPT

Teaser Third-Party-Cookies Google

Was sind Third-Party-Cookies?

Third-Party-Cookies sind kleine Datenpakete, die von einer Website erstellt und auf dem Computer eines Nutzers gespeichert werden. Anders als First-Party-Cookies, die von der besuchten Website selbst stammen, werden Third-Party-Cookies von einer anderen Domain gesetzt. Diese Cookies ermöglichen es Drittanbietern, Benutzer über verschiedene Websites hinweg zu verfolgen, um personalisierte Werbung zu schalten und detaillierte Benutzerprofile zu erstellen.

Die Auswirkungen der Abschaffung von Third-Party-Cookies auf die Werbebranche

Die Werbebranche hat stark auf Third-Party-Cookies vertraut, um gezielte Werbung zu schalten und die Effektivität von Kampagnen zu messen. Die Abschaffung dieser Cookies durch Google Chrome könnte erhebliche Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie Werbung betrieben wird. Werbetreibende müssten sich auf neue Methoden einstellen, um Nutzer zu erreichen und zu verstehen, wie ihre Werbung performt.

Welche Browser blockieren bereits Third-Party-Cookies?

Während Google Chrome die Abschaltung von Third-Party-Cookies verzögert hat, gibt es bereits mehrere Browser, die solche Cookies standardmäßig blockieren. Dazu gehören:

  • Mozilla Firefox: Firefox hat bereits 2019 die Enhanced Tracking Protection eingeführt, die standardmäßig Third-Party-Cookies blockiert. Dabei kann man selbst festlegen wie streng der Schutz vor Datenverfolgung sein soll. Zudem ist es möglich in einem Protokoll die blockierten Elemente anzusehen.
  • Apple Safari: Safari verwendet das Intelligent Tracking Prevention (ITP)-System, das ebenfalls Third-Party-Cookies blockiert und zusätzlich den First-Party-Cookies nur eine Lebensdauer von 7 Tagen gewährt.
  • Microsoft Edge: Der auf Chromium basierende Edge-Browser bietet ebenfalls eine Tracking-Prävention, die standardmäßig Third-Party-Cookies blockiert und individuell angepasst werden kann.

Auswirkungen auf Website-Betreiber und Publisher

Website-Betreiber und Publisher müssen neue Wege finden, um ihre Inhalte zu monetarisieren und gleichzeitig die Privatsphäre der Nutzer zu wahren. Dies könnte die verstärkte Nutzung von First-Party-Daten und die Suche nach neuen Partnerschaften und Technologien zur Folge haben.

Datenschutz und Nutzererfahrung

Für die Nutzer bedeutet die Abschaffung von Third-Party-Cookies eine Verbesserung des Datenschutzes. Es wird schwieriger für Werbetreibende, detaillierte Profile zu erstellen und das Verhalten der Nutzer über verschiedene Websites hinweg zu verfolgen. Dies könnte jedoch auch Auswirkungen auf die Nutzererfahrung haben, da die Werbung weniger personalisiert wird und möglicherweise weniger relevant ist.

Technologische Innovationen und die Zukunft des Internets

Die Abschaffung von Third-Party-Cookies und die Einführung der Privacy Sandbox sind Teil eines größeren Trends hin zu mehr Datenschutz und Transparenz im Internet. Diese Entwicklungen könnten zu neuen technologischen Innovationen führen, die sowohl den Datenschutz verbessern als auch neue Wege für die Monetarisierung von Online-Inhalten eröffnen.

Warum Google die Third-Party-Cookies doch nicht abschaltet

Ursprünglich hatte Google angekündigt, die Unterstützung für Third-Party-Cookies in seinem Chrome-Browser bis 2022 schrittweise zu beenden. Dieses Vorhaben wurde jedoch mehrfach verschoben, zuletzt bis mindestens 2024. Die Gründe für diese Verzögerung sind vielfältig. Einer der Hauptgründe ist die Komplexität der Umstellung und die Notwendigkeit, eine geeignete Alternative zu finden, die sowohl den Datenschutz der Nutzer verbessert als auch den Werbetreibenden weiterhin ermöglicht, effektiv zu arbeiten. Google arbeitet an der Entwicklung von Privacy Sandbox, einer Reihe von Tools, die das Tracking einschränken sollen, ohne die personalisierte Werbung zu gefährden.

Wichtiger Faktor: Marktanteile der unterschiedlichen Browser

Um die Bedeutung der Veränderungen bei den Third-Party-Cookies besser zu verstehen, ist es wichtig, einen Blick auf die Marktanteile der verschiedenen Browser zu werfen. Sie zeigen, dass die meisten Internetnutzer von den Entscheidungen von Google Chrome betroffen sind. Unternehmen und Werbetreibende müssen diese Marktanteile berücksichtigen, um ihre Strategien entsprechend anzupassen und sicherzustellen, dass sie ihre Zielgruppen weiterhin effektiv erreichen können.

Marktanteile der Browser

Quelle: www.w3counter.com/globalstats.php (Stand 08/2024)

Ausblick: Wie wird Google Chrome weiter verfahren?

In Zukunft plant Google, den Fokus auf die Privacy Sandbox zu legen. Diese Initiative zielt darauf ab, neue Technologien zu entwickeln, die den Datenschutz verbessern und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit des Webs bewahren. Zu den wichtigsten Initiativen gehören:

  • FLoC (Federated Learning of Cohorts): Anstatt Nutzer individuell zu verfolgen, werden sie in große Gruppen mit ähnlichen Interessen eingeteilt. Dies soll die Privatsphäre schützen und gleichzeitig gezielte Werbung ermöglichen.
  • Topics API: Diese Technologie soll es ermöglichen, dass Browser Themen über die Interessen der Nutzer bestimmen und diese Informationen dann mit Werbetreibenden teilen, ohne dabei das individuelle Verhalten zu offenbaren.
  • Protected Audience API (Fledge): Dieses Tool soll es Werbetreibenden ermöglichen, Zielgruppen basierend auf ihrer Interaktion mit der eigenen Website zu erstellen, ohne dabei Third-Party-Cookies zu verwenden.

In einem Beitrag vom 22. Juli schreibt Google, dass sie statt der Abschaffung der Third-Party-Cookies einen aktualisierten Ansatz nutzen wollen, der die Wahlmöglichkeiten der Benutzer erweitert. Anstatt Cookies von Drittanbietern abzulehnen, würden sie die Option in Chrome einführen, die es den Nutzern ermöglicht, eine fundierte Entscheidung zu treffen. Das gälte für das gesamte Surfen im Internet, und könnte jederzeit angepasst werden. Dieser neue Weg wird aktuell mit den Regulierungsbehörden diskutiert.

Herausforderungen und Kritik

Die vorgeschlagenen Lösungen von Google haben jedoch auch Kritik hervorgerufen. Einige Datenschützer befürchten, dass sie nicht weit genug gehen, um die Privatsphäre der Nutzer zu schützen. Andere kritisieren, dass Google durch die Privacy Sandbox seine dominante Position im digitalen Werbemarkt weiter ausbauen könnte, da viele der neuen Technologien eng in das Google-Ökosystem integriert sind.

Alternativen zum Cookie-Tracking

1. Semantisches Targeting

Semantisches Targeting ist eine fortschrittliche Form der Inhaltsanalyse, die auf der Bedeutung und dem Kontext der Inhalte basiert, mit denen Nutzer interagieren. Statt auf Cookies zu setzen, analysiert diese Methode Texte, Bilder und Videos auf einer Webseite, um den Inhalt zu verstehen und relevante Werbung zu schalten. Dies ermöglicht es Werbetreibenden, ihre Anzeigen effektiver auf die Interessen der Nutzer abzustimmen, ohne dabei auf persönlich identifizierbare Informationen zurückgreifen zu müssen.

2. ID-Tracking

ID-Tracking ist eine Methode, die eine eindeutige Identifikationsnummer für jeden Nutzer verwendet, welche vom Server generiert wird. Diese IDs können dann genutzt werden, um Nutzerverhalten über mehrere Sitzungen und Geräte hinweg zu verfolgen, ohne dass dafür Cookies auf dem Endgerät des Nutzers gespeichert werden müssen. Diese IDs werden oft in Verbindung mit First-Party-Daten gespeichert, was die Privatsphäre der Nutzer besser schützt als traditionelle Cookies.

3. ETag (Entity Tag)

ETags sind Teil des HTTP-Protokolls, die als eine Art Versionierungskennzeichen für Ressourcen wie Bilder oder Skripte verwendet werden. Sie helfen dabei, die Effizienz des Cachings zu verbessern, können aber auch zur Nutzerverfolgung verwendet werden. Ein Server kann ein einzigartiges ETag an einen Browser senden, der dieses dann zurücksendet, sodass der Server den Nutzer bei einem erneuten Besuch wiedererkennen kann.

4. Advertising-IDs

Diese von Betriebssystemen wie Android und iOS bereitgestellten IDs sind speziell für Werbezwecke gedacht. Sie ermöglichen es Entwicklern und Werbetreibenden, Nutzeraktivitäten über Apps hinweg zu verfolgen, ohne dabei auf persönliche Informationen zuzugreifen. Nutzer haben die Kontrolle darüber und können diese IDs zurücksetzen oder deren Verwendung ganz deaktivieren, was eine größere Privatsphäre gewährleistet.

5. Authentication-Cache

Diese Technik nutzt die Tatsache, dass viele Webseiten einen Cache für Authentifizierungszwecke verwenden. Wenn sich ein Nutzer einloggt, speichert der Server Informationen im Cache des Browsers. Bei zukünftigen Besuchen kann die Webseite den Cache überprüfen, um zu bestätigen, dass der Nutzer bereits authentifiziert ist. Dies kann genutzt werden, um den Nutzer über verschiedene Sitzungen hinweg zu identifizieren, ohne dass dafür herkömmliche Cookies benötigt werden.

6. Fingerprinting

Fingerabdruck-Technologien, auch „Fingerprinting“ genannt. Diese Methode sammelt Informationen über die Konfiguration eines Geräts (wie Bildschirmauflösung, installierte Schriftarten und Softwareversionen), um ein einzigartiges „Profil“ zu erstellen, das kaum zu kopieren ist.

7. First-Party Tracking

Hier werden Daten direkt vom eigenen Server gesammelt, ohne dass Dritte involviert sind. Dies stärkt das Vertrauen der Nutzer, da die Datenkontrolle beim Websitebetreiber bleibt und strengeren Datenschutzbestimmungen unterliegt.

8. Machine Learning

Erkennung von Mustern und Präferenzen direkt aus den Interaktionen auf der Webseite, ohne dass eine explizite Identifikation des Nutzers notwendig ist.

Fazit: Strategien für Werbetreibende und Marketer in einer post-Cookie-Ära müssen gefunden werden

Da die digitale Werbelandschaft sich weiterentwickelt, müssen Werbetreibende und Marketer neue Strategien entwickeln, um ihre Zielgruppen effektiv zu erreichen. Einige mögliche Ansätze sind:

  • First-Party-Daten nutzen: Da Third-Party-Cookies weniger verfügbar sind, wird die Nutzung von First-Party-Daten immer wichtiger. Unternehmen sollten verstärkt in den Aufbau und die Pflege ihrer eigenen Datenbanken investieren, um Kundeninteraktionen besser zu verstehen und gezieltere Marketingstrategien zu entwickeln.
  • Kontextbezogene Werbung: Anstatt Nutzer individuell zu verfolgen, können Werbetreibende kontextbezogene Werbung schalten, die auf dem Inhalt der besuchten Website basiert. Diese Form der Werbung ist weniger invasiv und kann trotzdem relevante Anzeigen liefern.
  • Direkte Kundenbeziehungen aufbauen: Durch den Aufbau direkter Beziehungen zu ihren Kunden, beispielsweise über Newsletter, Social Media und Treueprogramme, können Unternehmen wertvolle Einblicke gewinnen und personalisierte Marketingkampagnen entwickeln.
  • Investition in neue Technologien: Neue Technologien wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen können helfen, das Verhalten und die Präferenzen der Nutzer besser zu verstehen, ohne auf Third-Party-Cookies angewiesen zu sein. Diese Technologien können dabei unterstützen, effektivere Werbestrategien zu entwickeln und umzusetzen.

Die Entscheidung von Google, die Abschaffung von Third-Party-Cookies auszusetzen, gibt der Werbebranche mehr Zeit, sich auf die kommenden Veränderungen vorzubereiten. Trotzdem bleibt es wichtig, dass Unternehmen bereits jetzt beginnen, alternative Strategien zu entwickeln und in neue Technologien zu investieren, um auch in Zukunft User zu erreichen, die Cookies blockieren.

Während die Privacy Sandbox von Google weiterhin entwickelt wird, bleibt die Frage, wie effektiv diese neuen Technologien den Datenschutz verbessern und gleichzeitig die Bedürfnisse der Werbetreibenden erfüllen können. Es ist entscheidend, dass die Branche zusammenarbeitet, um Lösungen zu finden, die sowohl die Privatsphäre der Nutzer respektieren als auch die Wirtschaftlichkeit des Internets bewahren.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Abschaffung von Third-Party-Cookies nur ein Teil eines größeren Trends hin zu mehr Datenschutz und Transparenz im Internet ist. Unternehmen, die sich an diese Veränderungen anpassen und proaktiv neue Strategien entwickeln, werden in der Lage sein, in der sich ständig verändernden digitalen Landschaft erfolgreich zu bleiben.

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