„Dr. Bauer“: Die ganze Story hinter dem viralen Comedy-Format

Ein IT-ler führt seine eigene Arztpraxis und kümmert sich um die Wehwehchen seiner KollegInnen. Seit Anfang des Jahres ist „IT-Praxis Dr. Bauer“ das erfolgreichste neue Comedy-Format im deutschen TikTok-Feed. Dahinter steckt kein Influencer, sondern (ausgerechnet) eine Marketing Agentur. Doch wie passt das zusammen? Und was hat es damit auf sich? Hier ist die ganze virale Geschichte.

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Key

1. Wer oder was ist Dr. Bauer?

„IT-Praxis Dr. Bauer“ ist eine Comedy-Reihe, die wir regelmäßig über unsere Social-Media-Kanäle posten.

Protagonist ist ein artgerechter IT-ler, der die Probleme seiner Kolleg:innen löst. Die Situationen werden als typische Doktor-Patient-Situationen massiv überspitzt inszeniert.

Dr. Bauer auf Tik Tok

2. Februar 2023: 15 Millionen Views und steigend

Gerne würden wir an dieser Stelle sagen, dass das alles geplant und Teil einer ausgeklügelten Marketingstrategie war. Viralität lässt sich jedoch nicht planen und schon gar nicht ausschließlich über die klassischen Marketing-Prinzipien ableiten. Doch man kann darauf hinarbeiten, wenn man sich voll und ganz auf die besten Content-Ideen konzentriert, die das größte Unterhaltungspotenzial in sich tragen.

Abgesehen davon widerspricht die Explosion unseres Accounts den meisten Marketing-Prinzipien, die ein Social-Media-Marketer im Schlaf herunterbetet: Unsere Videos transportieren keinen direkten Brand, stellen nicht unsere Dienstleistungen dar und vermitteln auch kein Expertenwissen. Sie sprengen die empfohlene Länge eines TikTok-Videos um das Achtfache, greifen keine aktuellen Trends auf und stellen uns als inkompetente Techniktrottel dar, die weder PC noch Drucker bedienen können.

Ausgerechnet auf diesen Content bekommen wir also Millionen von Views, hunderttausende Likes, eine Menge Applaus, Initiativbewerbungen und tatsächlich auch neue Kunden. Es ist unsichtbares Marketing. Wenn wir selbst ein Resumé aus diesem Erfolg ziehen, dann heißt es:

„Viralität lässt sich nicht planen. Sie lässt sich aber reproduzieren.“

3. Der Anfang: „Wir brauchen auch einen TikTok-Kanal“

Wie es sich für eine Marketing-Agentur gehört, sollte man auf allen Social-Media-Accounts zuhause sein und zeigen, was man draufhat. Ein TikTok-Kanal hat uns, der a+s DialogGroup, aber noch gefehlt.

Also: Account eröffnet und mit großen Zielen losgelegt. Employer Brand sollte vermittelt, Wissen sollte kommuniziert und Trends sollten adaptiert werden. Der Erfolg war, wie für die meisten Unternehmen, kaum spürbar. Ein obligatorischer Unternehmenskanal mit Followern im niedrigen, dreistelligen Bereich.

4. Der Frust: „Was machen wir falsch?“

Wir haben das 1×1 des TikTok-Contents abgeklappert. Kurze Videos, das Synchronisieren von Trend-Sounds und so weiter. Sollte ein Video die 1000er-Marke geknackt haben, war das für uns schon ein Grund zu feiern. Dennoch blieb das Wichtigste aus: Follower. Der Content war schlichtweg nicht originell genug.

Also haben wir andere Wege probiert: Dem Team hat es in den Fingern gejuckt, originellen Content zu produzieren, der auch abseits der Trends funktioniert. Lustige Sketches aus dem eigenen Haus. Eskalierende Situationen beim Teamkochen oder eifrige Wettkämpfe zwischen Aufzugfahrern und Treppenläufern gehörten zum Beispiel dazu. Nichts davon hat jedoch irgendeinen Nerv getroffen.

5. Der IT-Doktor: „Klar, ich bin dabei.“

Das Produktionsteam hatte schon beinahe die Hoffnung aufgegeben. Doch in einem Team-Call präsentierte eine Kollegin spannende News aus dem Hause TikTok: Der Algorithmus habe sich verändert. Individueller Content soll mehr gepusht werden, Trittbrett-Trends sollen hingegen eingedämmt werden. Dass wir eine Chance gewittert hätten, wäre etwas zu großspurig ausgedrückt. Wir haben es einfach nochmal versucht.

Schon länger geisterte uns die Idee im Kopf herum, unseren leitenden IT-ler als Doktor zu inszenieren. Schließlich rennt er schon genug von Zimmer zu Zimmer, um sich den IT-Kinderkrankheiten des Teams zu widmen. Dazu hatte unser „Doktor“ auch einfach Lust darauf, einmal an einem Video mitzuwirken. Eine vakante Stelle in der IT-Unit hat der Idee einen weiteren Push in unseren Redaktionsplan gegeben.

Während des Drehs dachte ich mir schon: „Meine Güte, mit welcher Trockenheit und Authentizität kann der Typ eigentlich seine Lines raushauen?“ Die bescheuertsten Sprüche las er vor wie eine Stauwarnung auf der A8:

„Mein Laptop springt nicht an, ich hab‘ schon alles versucht!“
„Haben Sie schon mal versucht, das Gerät aufzuladen?“

Zusammen mit dem überspitzten Schauspiel von uns „Patienten“ entstand eine humorvolle Dynamik, die mittlerweile Millionen Menschen abfeiern.

Dr. Bauer auf Tik Tok

6. Das erste Mal viral: „Wir brauchen mehr davon“

Das erste Video von Dr. Bauer, das auch noch nicht als Serie geplant war, ging online. Schon in den ersten Minuten konnten wir sehen, dass sich dieses Video anders verhält. Die Views stiegen um 1000er-Schritte im Sekundentakt und es regnete Likes und Liebesbotschaften, hauptsächlich noch von anderen IT-lern.

Noch am selben Tag sammelten wir Ideen für einen zweiten Teil. Wir haben aber nicht wirklich daran geglaubt, den Erfolg noch einmal wiederholen zu können, schließlich sind Fortsetzungen nie so gut wie das Original.

7. Die Serie: „Wie können wir den Erfolg reproduzieren?“

Zu unserer Überraschung schlug der zweite Part von IT-Praxis Dr. Bauer noch viel gewaltiger ein als der erste. Bis jetzt ist dieser Part mit 3,6 Millionen Views auch der erfolgreichste. Die größte Herausforderung war nun, die Qualität der Videos nicht nur zu halten, sondern mit jeder Folge Neues zu probieren, ohne die Formel zu brechen.

Hätten wir mit jeder Folge genau dasselbe abgeklappert, hätten wir womöglich nicht den doppelten Hattrick von sechs Videos weit über den Millionen Views erreicht. Die Szenen wurden komplexer, absurder, Nebencharaktere bekamen mehr Aufmerksamkeit und jede Folge ihr eigenes „Leitthema“.

Mit jedem weiteren Part wachsen natürlich die Selbstzweifel, ob man das Pferd ewig weiterreiten kann. Doch wenn wir auf etwas stolz sind, dann, dass wir die Viralität eines einzigen Videos mit einem eigenen Format reproduzieren konnten, das dazu nicht einmal dem typischen TikTok-Muster entspricht.

8. Die Zeit: „Wie viel Aufwand steckt dahinter?“

Zeit am Arbeitsplatz ist Geld und für eine Agentur gilt das natürlich doppelt. Mit jeder neuen Folge Dr. Bauer haben wir auch gemerkt, dass die Komplexität und die Qualität der Videos ordentlich Zeit erfordern. Der Zyklus besteht aus Brainstorming, Skripten, Drehen, Schneiden, Community pflegen. Irgendwo zwischen Mittagspause und Terminlücken werden also Stativ und Scheinwerfer ausgepackt. Das alles erinnert etwas an einen Boxenstopp bei der Formel 1.

Zwar konnten wir den Prozess durch gutes Zeitmanagement, Aufgabenverteilung und Routine sehr gut entschlacken, doch werden wir mit unserem Content niemals die Schlagzahl an Videos erreichen, die andere Agenturen und Unternehmen durchpusten. Ein Video jeden zweiten Tag ist eigentlich der Standard, bei uns ist es ein Video alle zwei Wochen. Damit ist unser Zeitaufwand womöglich nicht einmal viel höher als bei anderen Accounts. Ohne die Auftritte der Marktbegleiter abzuwerten, die unter anderem auch fantastischen Content produzieren, fokussieren wir uns mehr auf die Qualität einzelner Videos, statt auf einen prall gefüllten Redaktionsplan.

9. Der Plan: „Was kommt nach Dr. Bauer?“

Unser Account heißt nicht „IT-Praxis Dr. Bauer“, sondern „LET’S SKIP THE BLA“. Obwohl Dr. Bauer aktuell unseren Kanal dominiert, gibt es Pläne für neue Formate. Unser Vorgehen könnte man vielleicht ein bisschen mit dem typischen Franchising aus Filmreihen vergleichen. Wenn aus gewissen Nebencharakteren Geheimfavoriten werden (siehe „Herr Schmidt“), können sie irgendwann ihre eigenen Videos stemmen.

Der Plan ist, das Storytelling aus unserem Office zu verästeln. Spin-Offs zu schreiben, andere Units mit reinzuholen, bis Dr. Bauer in einer zweiten Staffel zurückkehren wird. Bis dahin wird der Doktor aber natürlich weiterhin erscheinen. Auch wenn er dafür eventuell das Zepter der Hauptrolle abgeben muss.

Wichtig dabei ist, dass die Grundformel des Humors und der Inszenierung erhalten bleibt. Wir glauben, dass wir mit „LET’S SKIP THE BLA“ eine eigene Humor-Handschrift gefunden haben, die alle Altersklassen anspricht. Zwar bekommen wir oft den „The Office“-Vergleich, wir schielen mit unserem absurden Blödsinns-Humor aber wohl etwas mehr zu „Monty Python“ oder „Die Nackte Kanone“.

10. Das Ergebnis: „Was bringt uns das?“

Das klassische Marketingkonzept ist Dr. Bauer nicht. Womöglich funktioniert die Reihe aber genau deswegen so gut; da nicht einmal versucht wird, irgendeine subtile Verkaufsbotschaft zu kommunizieren oder unsere Agentur in besonders gutem Licht dastehen zu lassen. Das Format ist einfach nur kompromissloser und ehrlicher Spaß, der sogar im Hause Microsoft in Form von Werbeanfragen oder bei der deutschen Bundeswehr in Form von Vorführungsrechten ankommt.

Ironischerweise ist das Resultat also genau das, was eine gute Marketingkampagne erreichen möchte, ohne dass irgendeine Form von Marketingbotschaft kommuniziert werden muss. Die a+s DialogGroup hatte noch nie mehr Reichweite, Aufmerksamkeit und Employer Brand. Unser Motto „Let’s Skip the Bla“ spiegelt das sehr gut wider, denn um gutes Marketing zu betreiben, muss die Botschaft nicht ausgesprochen werden; sie muss nur bei den Zielgruppen ankommen. Dass wir kreativ sind und Spaß am Arbeitsplatz haben, sollte hiermit angekommen sein.

11. TikTok: „Welche Vorteile kannst DU erwarten?“

Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen, wie sich guter TikTok-Content für jedes Unternehmen lohnen kann:

Interne Benefits:

  • Mehr Spaß am Arbeitsplatz
  • Besseres Teambuilding

Externe Benefits:

  • Mehr Bewerbungen
  • Mehr Reichweite
  • Mehr Kundenanfragen

„DARF ICH VON EUCH LERNEN?“

Wir bieten nun auch Workshops für unsere Kunden an, wie man mit Storytelling, Kreativität und Humor unternehmenseigenen Entertainment-Content kreiert, der sich auszahlt.

Auf unserer Landingpage zum Thema viral gehen auf Social Media findest du weitere Informationen dazu. Außerdem bieten wir auch Workshops bei Dir vor Ort an. Dabei lernst du, wie man mit Storytelling, Kreativität und Humor unternehmenseigenen Entertainment-Content kreiert, der sich auszahlt.

Und schau doch mal bei unserer Case vorbei. Da erfährst du noch mehr über die IT-Praxis Dr. Bauer.

Wenn du auch Interesse daran hast, dein eigenes „Dr. Bauer“-Format zu finden, melde dich gerne bei uns. Lass uns gemeinsam Spaß haben und brainstormen.

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